C: Es geht um die Entscheidung, dass ich 2018 für drei Monate alleine nach Mumbai gereist bin, um dort mit einer Modelagentur zu arbeiten. Das war immer so ein bisschen mein Traum, im Ausland zu arbeiten.
Ich bin ja auch halb Inderin und halb Deutsche, aber ich bin nur in Deutschland aufgewachsen. Das heißt ich hatte überhaupt keinen Kontakt zu diesem Teil meiner Identität und hatte davor auch lange Angst. Und in dieser Entscheidungsgeschichte geht es sehr viel um das Thema Angst. Das finde ich total spannend, weil ich von mir eigentlich immer gesagt habe, dass ich extrem ängstlich bin
Ich war als Kind extrem ängstlich und hatte immer den Glaubenssatz: „Ich habe total Angst und ich traue mir nichts zu und bin einfach ängstlich“ Und als sich dann diese Möglichkeit aufgetan hat, dass ich nach Mumbai fliege, wusste ich plötzlich, ich mache es. Das war völlig klar für mich, weil ich das immer irgendwie wollte und es war einfach die ultimative Möglichkeit – aber ich hatte auch unfassbare Angst.
Ich habe wirklich die Wochen vorher richtig gelitten. Und ich erinnere mich noch an diese Szene am Flughafen. Es war um vier Uhr nachts, ich bin alleine hingefahren, ich musste mein Gepäck abgeben und ich konnte nicht mal stehen. Ich konnte nur neben meinem Koffer sitzen, weil ich sonst wahrscheinlich ohnmächtig geworden wäre. Die Angst hatte meinen Körper quasi im Griff.
Ich habe es aber trotzdem gemacht. Ich bin zur Gepäckabgabe gekrochen, auf den Knien und dachte: Kannst du das überhaupt? Was könnte alles Schreckliches passieren? Aber ganz tief in mir drin war es trotzdem klar, dass ich das jetzt machen muss, machen will und ich bin dann durch diese extreme Angst durch gegangen und bin hingeflogen.
Als ich dann dort war, war die Angst komischerweise weg. Dieses Learning, dass ich durch diese wirklich riesige Angst gegangen bin, das ist jetzt wie ein neues Tool in meinem Werkzeugkasten, das ich jetzt immer rausholen kann. Immer wenn ich vor etwas Angst habe, denke ich: Ja gut, das habe ich auch geschafft. Und das war viel schlimmer. Also die Entscheidung zu treffen, da nicht meiner Angst nachzugeben, sondern es trotzdem zu machen, das kann ich einfach nur jedem empfehlen. Das ist einfach unfassbar kraftvoll für einen selbst.
Und was die Komfortzone angeht. Klar ist sie komfortabel und das ist total in Ordnung, wenn man da drin bleiben möchte. Aber man muss sich bewusst sein: Wenn ich in der Komfortzone bleibe, dann wird sich nichts verändern. Nichts in deinem Leben, nichts in dir selbst. Alles wird so bleiben, wie es jetzt ist. Und wenn du das nicht willst, dann musst du da raus.